TEST: KTM 1290 SUPER ADVENTURE 24 MCE März '16
Fahrpraxis auf der 1290 in immer größer werdende Lenkpräzision. Den wirklichen Unterschied merkt man hingegen erst auf der Autobahn. Hier zuckt das Dickschiff in keinster Weise mit der Wimper, wenn es um Fahrstabilität geht. Stellt sich bei der 1190 jenseits der 170 km/h eine gewisse Nervosität am Lenker ein, behält die große Schwester auch beim Durchbrechen der 200er Schallmauer die Nerven. Zwar ist dies nicht die angepeilte Reisegeschwindigkeit einer Reiseenduro, die 1290 kann es mit dieser Performance aber durchaus mit Supersport-Kollegen aufnehmen. Wenn wir schon bei Autobahnfahrten sind, sei an dieser Stelle noch der Windschild und die gute Sitzposition erwähnt. Ersterer bietet dem Piloten wirklich guten Schutz vor unliebsamem Gegenwind und macht auch bei Regen eine gute Figur. Wer bei Highspeed jedoch in bester MotoGP-Manier abtaucht, wird nicht viel sehen, denn der Windschild ist recht zerklüftet und daher nicht wirklich zum Durchschauen geeignet. Die Sitzposition ist durch den großen Tank etwas breitbeinig geraten, was aber keinesfalls negativ zu werten ist. Auch nach mehr als sechs Fahrstunden, nahezu am Stück, war uns im Testeinsatz immer noch ein Lachen zu entlocken. Das haben wir auch schon anders erlebt und spricht definitiv für die 1290! Auch der Kniewinkel ist angenehm und absolut langstreckentauglich. Ein weiteres Plus im Bezug auf lange Autobahnfahrten ist der Tempomat. Auch wenn dieser bei der Super Adventure etwas fummelig zu bedienen ist, verrichtet er seinen Dienst ausgezeichnet. Als wir die Autobahn nach einigen hundert Kilometern verließen, warteten auch schon die ersten holprigen Landstraßen auf uns. Nun waren wir auf das neue semiaktive Fahrwerk gespannt. Dieses passt die Dämpfungswerte dank eines höchst intelligenten Steuergeräts, für Fachfetischisten auch „SCU“ (Suspension Control Unit) genannt, in Echtzeit an. Dafür sind spezielle Dämpfungssensoren an Vorder- und Hinterrad verbaut, hinzu kommen Beschleunigungsmesser am vorderen und hinteren Bodywork. Vereinfacht gesagt, erkennt die SCU anhand dieser Sensorik die jeweilige Fahrsituation und passt das Fahrwerk entsprechend an. Äußerst positiv fällt hier die „Anti-Dive-Funktion“ auf, de das Eintauchen beim Bremsen verhindert. Wer oft mit Sozius unterwegs ist, lernt diese integrierte Fahrwerkseigenschaft schnell lieben! Wie beim Motormanagement kann auch das Fahrwerk mit verschiedenen Settings belegt werden. Die Dämpfungsmodi setzen sich aus Street, Sport, Komfort und Offroad zusammen. Im Test stellte sich der Modus Komfort als am geeignetsten heraus, sowohl Sport als auch Street waren für unseren Geschmack zu straff abgestimmt. Gerade „Sport“ ist wohl nur für eine glattgebügelte Rennstrecke geeignet und hat wenig mit dem Nimbus einer Reiseenduro zu tun. Selbst der Streetmodus gibt plötzlich auftauchende Bodenunebenheiten spürbar an den Fahrer weiter. Ganz anders hingegen agiert der Modus „Komfort“. Hier steckt das Fahrwerk unliebsame Wellen und kleinere Schlaglöcher deutlich besser weg. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und das heißt (natürlich) Offroad. Um dem Namen Reiseenduro gerecht zu werden, muss auch die Super Adventure eine gewisse Offroadtauglichkeit mitbringen. Rein optisch gesehen wirkt die KTM zwar enorm bullig, bringt jedoch mit ihren Speichenrädern in den klassischen Endurodimensionen, Federwegen von 320 mm vorn beziehungsweise 200 mm hinten und einer Bodenfreiheit von 220 mm genau die richtigen Voraussetzungen mit. Pünktlich zu unserer geplanten Offroadeinlage öffnete Petrus unglücklicherweise alle Schleusen und verwandelte den Testtrack in eine einzige Schlammpiste. Kurzerhand musste also Ersatz her und der war mit einigen Plattenstraßen und unbefestigten Wegen schnell gefunden. Also schnell den Offroadmodus sowohl im Motormanagement als auch im Fahrwerkssetting gewählt und der Spaß konnte beginnen. Nun gibt es ordentlich Schlupf am Hinterrad und die hintere Bremse ist vom ABS befreit. Das Fahrwerk schluckt Offroad auch gröbere Unebenheiten problemlos. Die 100 zur Verfügung stehenden PS reichen vollkommen aus, um die Super Adventure mit dem nötigen Druck über die Piste zu jagen. Erster Eindruck: Hier geht was! Bereits auf der teils befestigen Plattenstraße mit vielen Bodenunebenheiten zeigt sich die KTM relativ unbeeindruckt. Schraubt man den Schwierigkeitsgrad mit komplett unbefestigtem Untergrund etwas höher, geht es immer noch recht anständig vorwärts. Dennoch gilt es stets, mit dem nötigen Respekt ans Werk zu gehen, schließlich bugsiert man hier mehr als 230 Kilogramm im Wert von knapp 18.000 Euro durchs Gehölz. Lediglich die Bereifung setzte bei unserem Einsatz mit den gegebenen Wetterbedingungen Grenzen. Mit Schotterstraßen und derartigem Geläuf kommt die Super Adventure jedoch absolut zurecht. Auch wenn sie nicht ganz an die Offroadperformance einer Adventure 1190 R herankommt, ist sie mit dem Nötigen ausgestattet, um es auch abseits befestigter Straßen krachen zu lassen. Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, die größte KTM in der Adventure-Familie kann mit ihren Vorgängern mithalten. Wenngleich ihr Fokus ganz klar in Richtung Luxus-Onroad-Bike geht, der Funfaktor ist ganz und gar gegeben. Die Österreicher bleiben ihrer Adventure-Linie treu und zielen mit diesem Bike ganz klar in Richtung der Kon-
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