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Motocross Enduro Ausgabe 10/2016

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Hierzulande leider immer noch ein Thema, das oft nur eine Randnotiz erhält. Die Rede ist von Ken Roczen und seiner sensationellen Karriere in den USA. Der Thüringer sicherte sich vor wenigen Wochen mit einem souveränen Doppelsieg beim vorletzten Aufeinandertreffen der US-Motocross-Elite in Mechanicsville vorzeitig den Titel der US-Amerikanischen Motocross-Meisterschaft...

MOTOCROSS-WM: ASSEN/NL

MOTOCROSS-WM: ASSEN/NL Max Nagl: „Es war wie ein Endurorennen“ Mehr Drama geht nicht Zwei Wochen nach dem einzigartigen Grand Prix in der Schweiz folgte ein kompletter Tapetenwechsel für die Piloten. Assen, selbst für die Hartgesottenen unter den MXGP-Akteuren war dieser Track eine echte Herausforderung. Komplett künstlich errichtet aus 25.000 Tonnen Sand im Infield des „TT Circuit Assen“ sorgte die Strecke für allerhand Dramatik und wohl auch für reichlich Diskussionen hinter den Kulissen. Tiefer, scheinbar bodenloser Sand, übersät mit Whoops und verschiedensten Sprung-, Kurven- und Linienkombinationen, so lauten die groben Eckdaten des Kurses. Für WM-Leader Tim Gajser hätte dieser Grand Prix bereits den vorzeitigen WM-Sieg einbringen können. Wenn wir den Rechenschieber bemühen, stellen wir fest – der Slowene besaß vor dem GP in Assen 99 Zähler Vorsprung auf Tony Cairoli und hätte bei diesem WM- Lauf nur einen WM-Zähler mehr einzufahren brauchen als der Italiener. Bei dann noch maximal 100 zu vergebenden Punkten (Grand Prix of America und Grand Prix of USA) wäre Gajser nicht mehr einzuholen gewesen. Doch zu diesem „Optimalfall“ sollte es nicht kommen. Schon das Qualifying ließ erahnen, wie schwierig es sein musste, diese Strecke ohne Fehler zu bewältigen. Gestandene MX-Größen wie Tony Cairoli, Clément Desalle, Evgeny Bobryshev oder auch Romain Febvre strauchelten mehr oder weniger über die Sandpiste als zu fahren. Zahlreiche Stürze, an denen auch Tim Gajser, Max Nagl, Romain Febvre, Harry Kullas, Shaun Simpson oder Bobryshev beteiligt waren, bestimmten das Rennen. Den ersten Schlagabtausch gewann am Ende Tony Cairoli, der hier wieder auf eine 450er setzte. Sein Teamkollege Glenn Coldenhoff wurde bei seinem Heimrennen Zweiter vor Desalle. Tim Gajsers Ausgangsposition für den entscheidenden Rennsonntag war mit Position 7 noch in Ordnung. War es am Samstag noch trocken, sorgte am Sonntag ein deftiger Regenschauer für nasse Bodenverhältnisse. Für die Piloten wurde es somit nochmals schwieriger, den ohnehin schon komplexen Kurs zu umrunden. Als achtfacher Weltmeister kann Tony Cairoli eine Menge Erfahrung in die Waagschale werfen und so war es wenig verwunderlich, dass er den Holeshot zog. Shaun Simpson zeigte aber Kampfeswillen und nahm ihm die Führung wenige Meter später wieder ab. In den folgenden Runden kam es wieder zum teils wilden Herumgestrauchel der Protagonisten. Während Shaun Simpson als Einziger nahezu unbeirrt seine Runden zog und so dem Sieg entgegenfuhr, verlor Cairoli wichtige Positionen. Sowohl Desalle als auch Coldenhoff zogen am Sizilianer vorbei. Nach entkräftenden 17 Runden hatte Simpson seinen ersten Laufsieg der Saison in der Tasche. Desalle wurde Zweiter, Coldenhoff Dritter. Letzterer konnte die Attacken von Cairoli gerade noch abwehren und sich über die Ziellinie retten. Doch von Gajser war weit und breit nichts zu sehen, der Slowene hatte den Start vermas- 48 MCE Oktober '16

selt und lag abgeschlagen am Ende des Feldes. Ihm gelang es zwar, sich innerhalb der Renndistanz bis auf Platz 12 vorzuarbeiten, aber an einen vorzeitigen WM-Titelgewinn war so nicht zu denken. Max Nagls Start war nicht der schlechteste, er landete nach dem Getümmel auf Position 8 und konnte sich später noch bis auf Platz 6 verbessern. Enttäuschung war bei Romain Febvre zu spüren, der Yamaha-Star hatte sich mehr ausgerechnet und war mit seinem 14. Platz absolut nicht zufrieden. Noch dramatischer verlief der zweite Lauf. Nehmen wir das Ergebnis des ersten Laufs zu unserer eingangs gestellten Hochrechnung hinzu, musste Gajser nun 10 Punkte mehr holen als Cairoli. Dass der KTM-Pilot dies nicht zulassen wollte, dürfte jedem klar sein. Getreu dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ blies Cairoli zum Generalangriff. Sein Teamkollege Glenn Coldenhoff schnappte sich diesmal den Holeshot und führte das Feld in die ersten Runden. Desalle und Cairoli sortierten sich dahinter ein und lauerten wie hungrige Wölfe auf die kleinste Chance, um zum Überholmanöver anzusetzen. Shaun Simpson, Laufsieger des ersten Durchgangs, stürzte zusammen mit Gautier Paulin schon in der ersten Kurve, damit war das Rennen für beide gelaufen. Desalle gelang es als Erstem, den führenden Coldenhoff zu passieren, Cairoli folgte direkt danach. Doch für den Italiener kam nur ein Sieg in Frage, wollte er sich seine Option auf den WM-Titel offen halten. In der siebten Runde übernahm er schließlich die Führung und gab sie bis zur Ziellinie nicht mehr her. Hinter ihm finishte Desalle erneut als Zweiter und Coldenhoff als Dritter. Nagl fuhr mit einem konstanten Lauf auf Platz 4, gefolgt von Febvre, der diesmal besser zurechtkam. Riesiges Pech hatte Gajser! Er geriet zur Halbzeit inmitten der Whoops ins Straucheln, rutschte von den Fußrasten ab, verlor komplett die Kontrolle über seine Honda und musste diese schließlich loslassen, um Schlimmeres zu vermeiden. Sein Arbeitsgerät kam abseits der Strecke an einem Begrenzungszaun abrupt zum Stehen. Die Folgen dieses Einschlags – ein abgerissener Vorderradbremshebel – bedeutete das Aus für Gajser. Die Titelträume musste der Slowene also vorerst ad acta legen. Auch wenn Desalle mit seinem 2/2-Resultat den Grand-Prix-Sieg holte, zeigte sich Cairoli mit dem 2. Platz äußerst zufrieden, wohl in dem Wissen, dass er rein rechnerisch noch Weltmeister werden kann. In der MX2 feierte Jeffrey Herlings sein Comeback und ging sogleich auf Mission „Titelgewinn“. Verletzungsbedingt hatte der Niederländer einige GP auslassen müssen und war nun wieder voll bei der Musik. Doch seine Konkurrenten hatten auch nichts verlernt und machten es dem Sandspezialisten nicht gerade leicht, hier einen Lauf zu gewinnen. Nachdem sich Herlings kurz nach dem Start zum ersten Durchgang einen Sturz leistete, übernahm zunächst Jorge Garcia Prado die Führung. Er wurde aber später von US-Boy Thomas Covington abgelöst, der diesen Lauf schließlich gewann. Herlings legte eine sensationelle Aufholjagd hin und wurde am Ende noch Zweiter. Um die gewohnte Hackordnung wieder herzustellen, musste ein Sieg her, den holte Herlings dann in Lauf Nummer 2. Hier bekam er es aber mit dem 15-jährigen Jungspund Jorge Garcia Prado zu tun. Der Spanier wollte Herlings keinesfalls kampflos vorbeilassen und so lieferten sich die beiden ein spektakuläres Duell. Mit seinem Laufsieg baute Herlings die WM-Führung auf 76 Zähler gegenüber Jeremy Seewer aus. Letzterer erlebte ein rabenschwarzes Wochenende und musste ein 15/13-Resultat hinnehmen. • Text: Marco Burkert; Fotos: Youthstream Glenn Coldenhoff fühlt sich auf der neuen 450er pudelwohl Motocross-WM - 16. Lauf - Assen/NL - 27./28.8.2016: Gesamtergebnisse: MXGP: 1. Clément Desalle, B, Kawasaki; 2. Antonio Cairoli, I, KTM; 3. Glenn Coldenhoff, NL, KTM; 4. Max Nagl, D, Husqvarna; 5. Jeremy van Horebeek, B, Yamaha; 6. Shaun Simpson, GB, KTM; 7. Tanel Leok, EST, KTM; 8. Jordi Tixier, F, Kawasaki; 9. Romain Febvre, F, Yamaha; 10. Evgeny Bobryshev, RUS, Honda. Ferner: 12. Valentin Guillod, CH, Yamaha. MX2: 1. Jeffrey Herlings, NL, KTM; 2. Brian Bogers, NL, KTM; 3. Jorge Prado Garcia, E, KTM; 4. Max Anstie, GB, Husqvarna; 5. Thomas Kjer Olsen, DK, Husqvarna; 6. Thomas Covington, USA, Husqvarna; 7. Benoit Paturel, F, Yamaha; 8. Bas Vaessen, NL, Suzuki; 9. Lars van Berkel, NL, Husqvarna; 10. Calvin Vlaanderen, NL, KTM. Ferner: 14. Jeremy Seewer, CH, Suzuki; 22. Henry Jacobi, D, Honda. WMX: 1. Courtney Duncan, NZ, Yamaha; 2. Nancy van de Ven, NL, Yamaha; 3. Livia Lancelot, F, Kawasaki; 4. Nicky van Wordragen, NL, Kawasaki; 5. Larissa Papenmeier, D, Suzuki; 6. Anne Borchers, D, Suzuki; 7. Kimberley Braam, NL, Kawasaki; 8. Kim Irmgartz, D, Suzuki; 9. Lianne Muilwijk, NL, Honda; 10. Kiara Fontanesi, I, Honda. Ferner: 23. Virginie Germond, CH, Yamaha. VMX: 1. Mats Nilsson, S, Yamaha; 2. Ton van Grinsven, NL, TM; 3. Robert Forsell, S, Kawasaki; 4. Martin Zerava, CZ, Suzuki; 5. Klaas Hofstede, NL, Husqvarna; 6. Ronny van Hove, B, KTM; 7. Danny Langenberg, NL, KTM; 8. Phil Mercer, GB, KTM; 9. Leons Kozlovskis, LV, Suzuki; 10. Paul Woldendorp, NL, Honda. Ferner: 14. Christoph Lackner, A, KTM. Honda EMX150: 1. Mack Bouwense, NL; 2. Hakon Fredriksen, N; 3. Leopold Ambjörnson, S; 4. Rasmus Moen, S; 5. Luis Outeiro, P, Honda; 6. Anton Nordström Graaf, S; 7. Emil Weckman, FIN; 8. Alexandre Bours, B; 9. Carl Jorgensen, S; 10. Lynn Valk, NL. Ferner: 13. Pascal Jungmann, D. STIMMEN Clément Desalle: Ich bin natürlich sehr glücklich über diesen Gesamtsieg, besonders weil es ein Sandrennen war. Viele Leute glauben nicht, dass ich im Sand so schnell bin. Ich war mir aber von Beginn an sicher, dass ich hier vorn mitfahren kann. Das hat schon der erste Lauf gezeigt, danach musste ich nur cool bleiben und den zweiten Lauf sicher ins Ziel bringen. Tony Cairoli: Das Wochenende war gut, insbesondere in der Overallwertung. Speziell der erste Lauf hätte aber besser sein können, denn die Streckenbedingungen waren schrecklich. Die Strecke war nicht so, wie sie hätte sein sollen, es war sehr gefährlich, aber letztendlich für alle gleich. Zu Beginn war ich etwas zu verkrampft unterwegs und hatte prompt einen Crash, sodass mich Glenn und Desalle überholen konnten. Ich habe versucht, die Lücke zu Glenn wieder zu schließen, aber er war genauso schnell unterwegs und hat nicht nachgelassen. Ich wusste, es würde mit einem 4. Platz schwer werden, den Overallsieg einzufahren, ein 2. Platz ist daher okay. Glenn Coldenhoff: Ein fantastisches Wochenende! Aber ich hatte schon bei der Anreise ein gutes Feeling. Ich wusste, dass ich im Sand schnell bin und habe mir in den letzten Rennen viel Selbstvertrauen aufgebaut, speziell in der Schweiz mit meinem 3. Platz. Wir haben auch mit dem Motorrad einen Riesenschritt gemacht und damit fühle ich mich sehr wohl. Das Fahrwerk hat auf dieser schwierigen Strecke sehr gute Dienste geleistet, alles hat perfekt zusammengearbeitet. Max Nagl: Die Strecke war an manchen Stellen sehr stark bewässert und es ähnelte teilweise schon einem Endurorennen. Es war wirklich schwer, das Motorrad auf der Strecke zu halten. Wir haben das Bestmögliche aus den schwierigen Verhältnissen herausgeholt. Ein großer Dank an das Team, die Crew hat wieder einen tollen Job gemacht. 49 MCE Oktober '16

Motocross Enduro / Ausgaben 2014-2022

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