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Motocross Enduro Ausgabe 04/2017

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INTERVIEW: SVEN

INTERVIEW: SVEN KIEDROWSKI Sven Kiedrowski hat sein Hobby zum Beruf gemacht und mit viel harter Arbeit Norddeutschlands größten Offroadshop aufgebaut MCE: Hi Sven, wir stehen hier vor deinem Shop und sind in erster Linie beeindruckt von der Größe und der Markenvielfalt, die du deinen Kunden anbieten kannst. Doch der Weg bis zu diesem beeindruckenden Gebäude war doch sicher kein leichter, oder? Sven Kiedrowski: Hallo Jungs, nein, leicht war das keinesfalls. Was ihr heute seht, ist das Resultat vieler Jahre, die allesamt mit harter Arbeit verbunden waren. Natürlich ruhen wir uns heute nicht aus, sondern geben täglich Vollgas, um unsere Kunden zufriedenzustellen und allen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Was steckt hinter dem Namen Sven Kiedrowski? Viele verbinden deinen Familiennamen unweigerlich mit deinem US-Star Mike Kiedrowski ... Ja, was steckt hinter diesem Namen? Ich würde sagen ein ganz normaler Typ, der sich in seiner frühen Jugend mit dem Motocrossvirus angesteckt hat und diesen seither nicht mehr losgeworden ist. Anfang der 1990er Jahre hatte ich das Glück und konnte im TV – ja damals wurden Rennen noch live übertragen – die amerikanischen Supercrossrennen, wohlgemerkt mit deutschem Kommentator, verfolgen. Bis dato kannte ich nur mein BMX und Wann hast du begonnen, über deine Karriere als Motorradhändler nachzudenken und wie hat sich alles bis heute entwickelt? Ich stand 2001 vor der Entscheidung, weiterhin Motorrad fahren oder beruflich vorankommen. Letzteres erschien mir vernünftiger und so blieb das Fahren fortan ein Hobby. Am 1. Januar 2002 habe ich schließlich den Weg in die Selbstständigkeit gewagt und einen bestehenden Teil einer GbR in Soltau übernommen. Das Motorradgeschäft lag direkt an einer Bunhatte mit dem Sport an sich nichts am Hut. Verblüfft war ich jedoch, als ich den Namen Mike Kiedrowski zum ersten Mal hörte und noch dazu erfuhr, dass der Mann, den ich da im TV bewunderte, ein US-Star ist! Ein Moment, der für mich alles verändern sollte. Von da an habe ich jede Info aufgesaugt wie ein ausgetrockneter Schwamm. Ich wollte kein US-Rennen verpassen und habe alles im TV verfolgt. Selbst Bilder meiner damaligen Helden habe ich aus sämtlichen Magazinen ausgeschnitten und gesammelt! Mein Ziel war klar – eines Tages würde ich auch mal Motocross fahren und richtig die Sau rauslassen … Deine Eltern waren von dieser Idee aber alles andere als begeistert, oder? Leider nein. Sie sagten zu mir: Wir legen dir keine Steine in den Weg, aber wenn du Motorrad fahren willst, dann musst du dir das selbst erarbeiten ... Doch davon habe ich mich nicht abhalten lassen. Im Gegenteil, das war eine Motivation. Auf dem Bauernhof meines Nachbarn konnte ich mir ein erstes Taschengeld verdienen, wenngleich es auch mit sehr harter Arbeit verbunden war. Irgendwann, nach geschätzten 1000 Arbeitsstunden war es soweit – das Geld reichte für eine Honda CR 125 R und gebrauchte Axo- Stiefel in der Farbe Weiß/Pink! Von da an habe ich mir den Sport auch damit finanziert, dass ich mir relativ oft Motorräder gekauft, sie ordentlich hergerichtet und nach einer gewissen Zeit wieder verkauft habe. Damals gab es den sogenannten „heißen Draht“, eine Zeitschrift, in der Motorräder zum Verkauf angeboten wurden. Ich bin also in der Schulpause zum Zeitungskiosk geeilt, habe diese Zeitschrift nach Schnäppchen durchsucht, mir die Telefonnummern gemerkt und am Nachmittag versucht, die Leute zu erreichen. Es gab damals noch keine Handys, dementsprechend war alles etwas komplizierter als heutzutage. Trotzdem musste man schnell sein, denn der „heiße Draht“ erschien immer freitags und bis zum Abend waren alle Schnäppchen meist vergriffen. Das war in gewisser Weise der Grundstein des Motorradhändlers. Wie ging es sportlich gesehen weiter? Nun, 1995 bin ich mein erstes Stoppelcross gefahren, bevor ich im Jahr darauf beim Enduropokal startete. Auch die Folgejahre war ich weiterhin im Enduropokal unterwegs, bis ich diesen 1999 sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung gewinnen konnte. Dann kam der Sprung zu ersten internationalen Wettbewerben bei der Enduro-Weltmeisterschaft und bei den Six Days. Weiterhin bin ich aktiv in der Deutschen Enduromeisterschaft gefahren und konnte in dieser Zeit einige Erfolge erzielen. Alles in allem eine ziemlich coole Zeit, die bis heute andauert! Was auffällt: Trotz deiner Verbundenheit zur Motocrossszene in den USA spielt Enduro eine große Rolle in deinem Leben. Gibt es dafür einen speziellen Grund? Prinzipiell bin ich immer zweispurig gefahren. Natürlich, die Szene in den USA hat mich von meiner frühesten Kindheit an fasziniert und somit klarerweise auch der MX-Sport. 1995 bin ich in den MSC Munster eingetreten und neben dem Enduropokal auch im Norddeutschen Motocross Cup aktiv gewesen. Motocross empfand ich immer ideal als Training und um die nötige Geschwindigkeit zu bekommen. Die Jungs des MSC Munster sind jedoch größtenteils Enduro gefahren und so lag auch mein Fokus mehr auf dem Endurosport. desstraße, war aber mit zirka 100 Quadratmetern nicht allzu groß. In die Werkstatt haben gerade so zwei Bikes gepasst. Auch der Vertrieb war mit den Marken GasGas und VOR überschaubar. Bereits zwei Jahre später, Ende 2004, sind wir nach Hetendorf – unseren heutigen Standort – umgezogen. Das Grundstück hier ließ neue Möglichkeiten zu, deshalb habe ich es damals gekauft und sukzessive erweitert. Zu Beginn haben wir das bestehende Gebäude mit überschaubarem Aufwand umbauen können, sodass wir unseren Motorradhandel vorerst hier unterbringen konnten. Um unseren Kunden eine größere Markenvielfalt bieten zu können, konnten wir im Laufe der Jahre die Marken Beta, Suzuki (offizieller MX- Stützpunkt Norddeutschland), Honda, Husqvarna und auch Yamaha dazugewinnen. Für all diese Marken sind wir als offizieller Vertragshändler gelistet. Im Zuge des Entwicklungsprozesses wurde im Jahr 2007 aus der GbR ein Einzellunternehmen – so entstand faktisch Kiedrowski Racing, wie man es heute kennt. Wenn wir uns umschauen, ist in all den Jahren auch dein Team gewachsen ... Ohne mein Team würde hier natürlich nichts laufen. Ich habe damals mit einem Mechaniker, der anfangs noch als reiner Minijobber hier gearbeitet hat, begonnen. Als Vertragshändler für sechs verschiedene Marken ist unsere Werkstatt nicht nur in der Fläche und Ausstattung gewachsen. Auch die Personalsituation musste unserem Wachstum angepasst werden. Was unsere Fachwerkstatt betrifft, arbeiten wir hier mittlerweile mit fünf festangestellten Mechanikern inklusive einem Meister. Die gesamte Crew besteht aus 12 Mitarbeitern. Seit 2016 sind wir zudem offizieller Öhlins- Stützpunkt und bieten dahingehend ein breites Spektrum an Fahrwerksservice an. In dem Sinne hat sich gegenüber früher wirklich einiges verbessert. Hast du damals gedacht, dass der Shop jemals so groß werden würde beziehungsweise bist du der Meinung, dass ein Shop heutzutage nur noch in dieser Größenordnung funktioniert? Ich will es mal so sagen, man hat schon ein gewisses Ziel vor Augen. In meinem Fall ist es so, dass wir einfach immer weiter gewachsen sind und uns über zehn Jahre hinweg stetig vergrößert haben, bis wir quasi irgendwann komplett aus allen Nähten geplatzt sind. Die Konsequenz war ein Neubau, der es uns 2015 erlaubte, von 200 auf 1000 Quadratmeter zu wachsen. Dieser Schritt erwies sich als richtig, denn mittlerweile setzen wir im Jahr über 600 Fahrzeuge ab. Viele denken immer, begründet durch meinen Namensvetter Mike Kiedrowski, dass ich all dies von ihm oder meinem Onkel oder wem auch immer übernommen habe. Dem muss ich aber ganz klar widersprechen und 58 MCE April '17

Durch Zufall: Sven trifft seinen berühmten Namensvetter Mike Kiedrowski in Anaheim Das passende Outfit zu finden, dürfte angesichts dieser Auswahl kein Problem sein Ein Traum für jeden Offroadfan: Wer die Wahl hat, hat die Qual sagen, dass ich all dies selbst aufgebaut habe. Ob ein Shop nur noch in der Dimension Bestand haben kann, das ist schwer zu sagen. Man konkurriert als Motorradshop zwangsläufig mit dem Onlinehandel. Somit bin ich der Meinung, dass du es mit einem kleinen Shop sehr, sehr schwer hast. Diejenigen, die das in kleinem Rahmen betreiben, machen es zumeist nur als Nebenerwerb oder aus Liebe zum Sport. Der Kunde verlangt jedoch immer mehr nach einer großen Auswahl und das können wir ihm mit unserer Größe einfach bieten. Bei uns kommst du rein und kannst zwischen 200 verschiedenen Helmen wählen oder zwischen 400 Hosen, da ist in der Regel für jeden etwas dabei. Hast du diese Auswahl nicht, bestellen die Leute eher online. Deshalb denke ich, dass wir in dieser Form bestehen können. Ebenfalls nicht zu übersehen, ist deine Leidenschaft für die US-Szene, die du bis heute beibehalten hast. Du besuchst auch regelmäßig die USA. Wir wissen, dass du dabei schon Kontakt zu dem ein oder anderen US-Star hattest ... Ja, das stimmt. Wobei viele Treffen auf purem Zufall beruhen. So habe ich beispielsweise jahrelang versucht, Mike Kiedrowski zu treffen und mit ihm einfach mal zu quatschen. Ohne Erfolg! Als ich vor wenigen Jahren das Supercross in Anaheim besuchte und mit meinen Kumpels durchs Fahrerla- ger lief, entschied ich mich, am Honda-Stand von Chad Reed stehenzubleiben. Ich habe also Mike Goslar, dem Mechaniker von Reed, bei der Arbeit zugeschaut. Plötzlich dreht der sich zu mir um und fragt mich, woher ich das T-Shirt hätte. Ich erklärte ihm kurz, dass ich aus Deutschland komme und das meine Firma sei. Er sagte, okay, ich dachte, du hast es von IHM und zeigte hinter mich. Na ja, und dort stand kein Geringerer als Mike Kiedrowski! Solche Geschichten schreibt halt nur das Leben. Wir haben uns dann unterhalten und Mike fand es auch ganz witzig, durch welchen Zufall man sich kennengelernt hat. Abschließend noch das Stichwort Trainings und Lehrgänge. Auch das bietest du an oder? Genau richtig! Unweit von unserem Shop befindet sich eine MX-Strecke, die wir für unsere Lehrgänge nutzen können. Diese Lehrgänge für Jedermann sind bei uns buchbar und werden je nach Absprache durchgeführt. Egal ob in der Gruppe oder Einzeltrainings – alles ist möglich. Zusätzlich zu diesen MX- oder Endurotrainings bieten wir ebenfalls noch geführte Endurotouren an. Sven, danke für deine Zeit, es hat uns sehr gefreut, hinter die Kulissen deines Shops blicken zu dürfen! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg! • Text: Marco Burkert; Fotos: Marco Burkert/Sven Kiedrowski privat 59 MCE April '17

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