STORY TIM APOLLE IN DEN USA Tim Apolle mag Herausforderungen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass er den Schritt gewagt hat, an der amerikanischen EnduroCross-Serie teilzunehmen. Dort kommt es unter anderem zum Kräftemessen mit dem ehemaligen SuperEnduro-Weltmeister Colton Haaker und Taylor Robert. Sobald er von seiner Handgelenkverletzung genesen ist, wird auch noch Cody Webb dazustoßen. Tim Apolle berichtet euch in dieser Ausgabe über seine Erlebnisse und Ergebnisse bei den Rennen in Tulsa (Oklahoma) und Amarillo (Texas). Matrix. Die US-Strecken sind jedenfalls ganz anders, aber ich komme gut damit zurecht. Schließlich habe ich, da ich ja im letzten Jahr nicht unter den Top Ten war, gleich die Quali gewonnen. Im ersten Lauf bin ich gut gestartet und lag auf Rang 5. Da ich mehr wollte, bin ich prompt gestürzt, konnte aber mit Rang 6 noch Schadensbegrenzung betreiben. Im zweiten Rennen, mit umgekehrter Startaufstellung startete ich aus Reihe 2, lief aber auf einen zu überrundenden Fahrer auf. Als dieser stürzte blieb mein Bike an seiner Maschine hängen. Somit landete ich mit Rang 12 außerhalb der Punkteränge. Im dritten Rennen war ich in einen Wahnsinnsfight um die Plätze 4 bis 7 verwickelt und landete schließlich auf dem 6. Platz. Das Rennen gewann übrigens, wer hätte es gedacht, Colton Haaker vor Trystan Hart und Cooper Abbott. Ich wurde Gesamtachter und war sehr zufrieden. Mein freies Wochenende nutzte ich für einen Start beim Rodeo Arena Cowboy-Cross in Elinsburg Washington. Auch dort war unter anderem wieder mein Idol Colton Haaker am Start. Erneut stellte mir Beta vor Ort ein Bike zur Verfügung. Da die Veranstaltung in einer Bullriding-Arena stattfand, war die Strecke von der Fläche her viel größer. Die dort aufgebauten Stämme waren extrem hoch, dementsprechend hoch war auch die vorherige Kurve. Konzentration war hier das A und O. Gut finde ich, dass es auch zwischendurch Sprünge gibt, sodass man mal durchatmen kann. Der Renntag begann mit einem freien Training am Freitag, am Samstag standen erneut ein freies Training, die Qualirennen und die Abendshow auf dem Programm. Das Dash-for- Cash-Race – hier treten die besten Fahrer aller Gruppen gegeneinander an – konnte ich tatsächlich vor Haaker gewinnen. Es war zwar eng, aber ich konnte mich durchsetzen. Das Hauptrennen gewann dann aber wieder Haaker. Beim zweiten Meisterschaftslauf in Amarillo/ Texas habe ich mich gut gefühlt, obwohl es auf dem Hinweg drunter und drüber ging. Erst bin ich mit dem Transporter mitten im Nirgendwo in New Mexico liegen geblieben. Glücklicherweise konnte ich mich zur nächsten Raststätte retten. Dort ließ ich den Sprinter stehen. Es wurde dann jemand geschickt, der mich abgeholt und zum Rennen gebracht hat. Pünktlich zum Rennen war ich dann in Amarillo. Das Rennen lief dann echt super. Die Strecke sah relativ leicht und schnell aus. Beim Fahren merkte ich dann, dass ich mit meiner Vermutung Recht gehabt hatte: Die Strecke war extrem schnell. Es stellte sich aber auch heraus, dass die Matrix extrem anspruchsvoll war. Die nicht vorhersehbaren Abstände zwischen den Stämmen, machten das Ganze sehr tückisch. Da ich mich ja beim letzten Rennen unter den Vorab möchte ich euch erst einmal berichten, wo ich meine Zelte aufgeschlagen habe. Ich wohne in New River in Phoenix/Arizona. In der Nähe befindet sich ein großer Flughafen, was meinen Reisen zu den Rennen sehr entgegenkommt. In New River stehen auch mein Motorrad, mein Transporter und alles was ich zum Trainieren brauche. Bisher habe ich bei den Rennen aber immer ein Bike vor Ort erhalten. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass ich mein Bike bei den Rennen fahren werde, aber die bisherigen Veranstaltungsorte mit dem Transporter abzufahren, war aufgrund der großen Entfernungen nicht möglich. Mein erstes Rennen und sogleich auch das erste Rennen zur US-EnduroCross-Serie habe ich in Tulsa, Oklahoma bestritten. Im Vergleich zu Riesa war die dortige Strecke technischer. Da die Arena größer ist, hatte man logischerweise auch mehr Platz zum Fahren. Die Besonderheit dort: eine Kombination aus Matrix, Steinfeld und allem was man sonst so kennt, aber alles trotzdem sehr schnell zu fahren. In Deutschland kommt es bei der Matrix mehr auf die Technik an, auch das Fahren in den Steinfeldern ist anderes. In den USA sind die Fahrer sehr schnell unterwegs und springen Kombinationen in der 54 MOTOCROSS ENDURO 11/21
Top Ten platziert hatte, musste/durfte ich morgens nicht fahren und hatte am Nachmittag nur zwei Trainings. Versteht mich nicht falsch, aber ich finde, dass es besser ist, nicht qualifiziert zu sein, weil man dann durch die Qualiläufe die Strecke besser kennenlernen kann – auch wenn man damit immer das Risiko eingeht, sich nicht zu qualifizieren. Ich hatte dann auch Probleme, mit der Strecke schnell zurechtzukommen. Als wir am Nachmittag gefahren sind, war die Strecke so kaputt und der Boden so weich, dass sich vor den Stämmen tiefe Rillen herausgefahren hatten. Dann waren da noch die Hot Laps, die ich bisher noch nie gefahren war ... Da fährt man eine Runde auf Zeit und danach wird der Startplatz festgelegt. Meiner war danach Platz 8, was ganz okay war. Wären mir keine Fehler unterlaufen, hätte ich es wahrscheinlich in die Top Fünf geschafft. Im ersten Lauf musste ich aus der zweiten Reihe starten, weil es nur sieben Plätze in der ersten Reihe gibt. Zu Beginn lag ich im hinteren Mittelfeld, konnte mich dann aber konstant ohne größere Fehler auf Rang 6 verbessern. Im zweiten Lauf startete ich wegen der umgekehrten Startreihenfolge wieder aus der zweiten Reihe. Der Start war mittelmäßig, ich konnte mich dann aber ganz gut nach vorne pushen und hatte dann einen richtig guten Lauf. Ich konnte sogar Trystan Hart überholen. Das hat sich nicht schlecht angefühlt. Schließlich ist Trystan kanadischer Vizemeister. Dann war ich direkt am viertplatzierten Max Gersten dran, der in dem Moment auf Platz 4 war, und Cooper Abbott lag zu der Zeit auf Rang 3. Colton Haaker führte das Feld an. Schließlich wurde ich hinter Abbott, Haaker und Ty Cullins Vierter. Jetzt weiß ich, dass meine Fitness voll in Ordnung ist und ich am Ende des Rennens noch gute Zeiten fahren kann. Im dritten Lauf konnte ich dann endlich aus der ersten Reihe starten. Der 4. Platz war eine perfekte Startposition, innen mittig. Ich kam gut aus dem Gatter, aber da ich als einziger mit einem Zweitakter unterwegs bin, konnte ich auf der Start- und Zielgerade, wo jeder Zentimeter entscheidend ist, nicht genug Zeit gutmachen. Ich fuhr dann im vorderen Mittelfeld um die erste Kurve und holte noch Platz 5. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich hätte nie gedacht, auf dem Level in den USA fahren zu können. Natürlich freue ich mich auch über den ganzen Hype, den meine US-Tour in Deutschland auslöst. Ich bekomme so viele nette Nachrichten aus Deutschland und auch hier in Amerika freuen sich immer alle mit mir, wenn ich gut fahre. Ich fühle mich hier sehr willkommen, alle helfen mir. Auch als der Transporter gestreikt hat, haben mir viele ihre Hilfe angeboten. Nevada Nachlese Von meinem Rennen in Reno/Nevada bin ich enttäuscht. Alles fing gut an. Ich holte mein bisher bestes Hotlap-Ergebnis und landete in den Top Fünf. Im zweiten Rennen stürzte ich jedoch und verletzte mich am Knie. Es fühlt sich bescheiden an, in den Rennen nicht gezeigt zu haben, was ich kann. Ich hoffe, am 23. Oktober in Arizona wieder an den Start gehen zu können! Und zu guter Letzt möchte ich es nicht versäumen, mich bei meinen Sponsoren und bei Beta USA zu bedanken. Ohne euch wäre dieses Abenteuer nicht möglich. • Fotos: Jack Jackson
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